Matthias Meyer „Stream – Water Landscapes“
Eröffnung: Freitag, den 26. April um 19:00 Uhr
Die Einführung spricht der Kunsthistoriker und Kurator Wilko Austermann
Die Galerie Martina Kaiser freut sich, Matthias Meyer seine erste Einzelausstellung in Köln zu widmen. In „Stream – Water Landscapes“ präsentiert der Künstler luzide Porträts, die der Faszination des Elements Wasser nachspüren.
Existiert abstrakte Malerei überhaupt als eigenständiges Genre? Oder führt die Reduktion von Formen und Diffusion von Farben nicht vielmehr zur Genese neuer gegenständlicher Phänomene?
Matthias Meyer geht dieser These in seinen Bildwelten nach und fokussiert in der Ausstellung „Stream – Water Landscapes“ genau jenes Element, das weder der Abstraktion noch der reinen Dinglichkeit angehört: Wasser als fortfließende Substanz, perspektivlos und doch dimensional, nicht greifbar, aber dennoch materiell präsent, bildet die thematische Grundlage für den Meisterschüler Gerhard Richters. Wobei es ihm nicht um die vordergründige Fixierung auf das Motiv Wasser, sondern vielmehr um dessen Wirkung auf der Oberfläche geht.
Dabei versieht er seine Gewässerporträts mit eigenständigen Charakteristika, taucht sie in variierende polychrome Spiegelungen aus Braun- und violetten Blautönen („Jamaica Bay“), schillernde Grün- und Blauschattierungen („Lake“) oder lichte, nur von tuscheähnlichen Gebilden durchzogene Landschaften („Shore“). Die Tatsache, dass sie keinen fixierten Standpunkt vorgeben - und damit gleichsam ohne wie multiperspektivisch sind – sowie von Unschärfe geprägt werden, lässt ihnen etwas Indirektes, Unwirkliches anhaften - was breite Interpretationsspielräume zulässt. Genau darauf zielt Matthias Meyer ab; seine Gemälde stets „im Fluss“ haltend und dem permanenten Wandel zuführend, möchte er das Unbewusste zwischen Motiv und Betrachter herausarbeiten, die Gedankenströme und Reflektionen, die sowohl auf Seiten des Künstlers beim Malprozess als auch bei der visuellen Eroberung durch den Betrachter entstehen, sichtbar machen. Worauf auch einmal mehr der Ausstellungstitel „Stream“ anspielt. Es dreht sich um den Zwischenraum von originärer Realitätserfahrung und zeitversetzter Wiedergabe bzw. Rezeption, einer Art Erinnerung von Wirklichkeit, auf die Matthias Meyer verweist. Verstärkt wird diese Wirkung durch das immanent Skizzenhafte seiner Werke, bei denen die Klarheit der Zeichnung unmittelbar ins große Format übertragen wurde und dem Bild so eine eigenständige Entwicklung ermöglicht. Matthias Meyer beruft sich hier auf die Unabhängigkeit des Gemäldes, dem er beim Malprozess Spontanität und Freiheit einräumt, um sich aus sich selbst heraus zu verwirklichen.
Die fast gläserne Anmutung seiner Werke verdanken sie den lasierenden Aufträgen, die der zugrundeliegenden Ölfarbe eine geradezu irreale Durchlässigkeit abtrotzt. Das Licht scheint aus dem Gemälde wieder heraus und evoziert eine Fensterwirkung, wo sich die Motivik auf zwei Ebenen, also auf und unter der Wasseroberfläche, abspielt. Das gibt den Arbeiten eine immense Tiefe und verstärkt ihre imaginäre Aura, wo die Dichotomie von Abstraktion und Dinglichkeit vollends aufgehoben scheint. (Yorca Schmidt-Junker)
Matthias Meyer (*1969) lebt und arbeitet in Mülheim an der Ruhr. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf, wurde Meisterschüler Gerhard Richters und setzte dann seine Ausbildung bei Prof. Dieter Krieg fort. Sein Werk wurde mit diversen Preisen geehrt, darunter das Max-Ernst Stipendium (1994) und der Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft (2023). Galerie-Ausstellungen in Europa, Japan und den USA wurden ihm zuteil, ergänzt von Museumsausstellungen u.a. im Kunstverein Leverkusen (2014), dem Kunstmuseum Mülheim a.d. Ruhr (2017) sowie jüngst dem Kunstverein Speyer („Rug Paintings“, 2024). Neben zahlreichen internationalen Privatsammlungen ist er auch in vielen renommierten Corporate Collections vertreten, u.a. Deutsche Bank/Frankfurt, Hypo Bank/München, Willy-Brandt Haus/Berlin und dem Schweizerischen Bankenverein/London.