Lu Luo

BRICOLAGE

Die Galerie Martina Kaiser freut sich, der chinesischen Künstlerin Lu Luo ihre erste Einzelausstellung zu widmen. Und mit „BRICOLAGE“ eine Fusion aus Textur, Substanz und Erzählung zu präsentieren. 

Die Linie als Essenz und Existenz zugleich: Die Werke von Lu Luo sind stark linear geprägt und brechen die zugrundeliegende geometrische Stringenz mit haptischen Materialien und einer sensualistischen Farbgebung auf. So ergibt sich ein Spannungsfeld aus formaler Reduktion und textureller Opulenz, die sich in Flechtstrukturen, losen Fäden und Quasten fortführt. Und sich zur Objektkunst verdichtet. 

Ursprünglich von den Kostümen der Chinesischen Oper inspiriert, für die ihre Eltern einst tätig waren und die damit ihre kindliche Umgebung prägte, entdeckte Lu Luo früh ihre Vorliebe für textile Gewebe wie Seide und Wollstoff. Wiesen ihre ersten Werkreihen noch Rückbezüge zur chinesischen Bühnen- und Kostümkunst auf, so entwickeln sich Lu Luo’s Arbeiten nun hin zu abstrakten Wandinstallationen, die sich auf die Materialität und Expressivität der reinen Form zurückbesinnen. Der Titel „BRICOLAGE “, geprägt vom französischen Ethnologen Claude Lévi-Strauss, verweist dabei auf die Kunst der Improvisation und Intuition, wo es keinen „unangemessenen“ Gebrauch von Ressourcen und Objekten, keine Tradition oder Dogmatik im Umgang mit Dingen gibt. Stattdessen setzt der „Bricoleur“ auf das Experiment und das zufällige Entdecken und Arrangieren, geleitet vom inneren Antrieb, dass alles bedeutsam und miteinander verwoben ist. 

Lu Luo folgt diesem Ansatz und erweitert seine Anwendung auf die künstlerische Tätigkeit um den Aspekt der Identitätsfindung. Ihre Arbeiten erzählen vom Kampf einer Frau, die sich in ihren diversen Rollen als freie Künstlerin, Ehefrau, Mutter, Schwester und Tochter, aufreibt und mitunter zu verlieren droht. Die Kunst wird zur Heimat, absorbiert alle Emotionen und Widersprüchlichkeiten des Lebens, gibt Halt und Orientierung. Die starken Texturen in Luo's Werk spiegeln ihre Gefühle durch die Verflechtung der Stoffe und die Wiederholung der Formen wider, was zugleich ein Mantra von Routine und Arbeit als auch ein Konstrukt von Beschwörung, Meditation und Gedanken darstellt.

Variierend von schwarz-grauen Degradéverläufen bis hin zu leuchtenden Blau- oder Gelbnuancen, scheinen die Farben intuitiv arrangiert und situativ auskomponiert. Dazu Lu Luo: „Jede Farbe hat ihre eigene Sprache, ihren einzigartigen Effekt. Indem ich in die Farben eintauche und eine Balance zwischen ihnen herstelle, kann ich auch innere Harmonie erzeugen. Es ist eine Art meditativer, zutiefst friedvoller Akt, um meine Identität sowohl als Frau, denn als Künstlerin zu finden.“

Materiell besinnt sich Lu Luo auf altbewährte Werkstoffe asiatischer Kunst wie Seide, Papier und Tusche, gepaart mit Acrylfarben. Somit schafft sie eine Verschmelzung von genuiner heimischer Tradition und einer eher westlich geprägten Vision von künstlerischer Selbstverwirklichung, losgelöst von Kanon und Dogma. Das Ergebnis sind so betörende wie tiefgründige Arbeiten, die davon zeugen, dass in der Auseinandersetzung mit inneren Konflikten am Ende reine Schönheit entstehen kann. (Yorca Schmidt-Junker)

Lu Luo (*1971) lebt und arbeitet im Tessin (CH). Lu erhielt ihre erste Ausbildung am Sichuan College of Fine Arts in China, bevor sie 1995 in die Niederlande zog, wo sie an der Minerva Academy in Groningen weitere Studien absolvierte, bevor sie in den folgenden Jahrzehnten ihre künstlerische Karriere begann. Luos Werke sind in Sammlungen auf der ganzen Welt zu finden und wurden unter anderem im Groningen Museum, im Stedelijk Museum Zwolle und im Museum Rijswijk (alle NL) ausgestellt. Heute verbringt sie ihre Zeit zwischen ihrem Atelier in China und ihrem Wohnsitz in der Schweiz.


Bismarckstrasse 50
50672 Köln
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Di - Fr 13.00 - 18.00
Sa   12.00 - 16.00 unV.

 

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