Ingeborg zu Schleswig-Holstein

Crystal Paintings

Die Werke von Ingeborg zu Schleswig-Holstein entziehen sich gezielt jeglicher Gegenständlichkeit und erkennbarer Formalien. Ihre abstrakten Bildwelten, die auf sorgsam komponierten Schüttungen von Ölfarbe beruhen, verdichten sich in rhythmischen Flächen, Akkorden gleich, wo sowohl Farbe als auch Form von schierer Dimensionalität befreit scheinen -  und sich über die Leinwand hinaus in den Raum verlängern und ausweiten. Das einzelne Werk als Pars pro toto, als Teil eines größeren, nicht fassbaren Ganzen: Nicht die Oberfläche, das Motiv steht im Fokus von Ingeborg zu Schleswig-Holsteins großformatigen Arbeiten, sondern das Metaphysische, kognitiv Verborgene. „Ich versuche, das zu zeigen, was sich der Begrifflichkeit entzieht, was sich hinter dem Sichtbaren verbirgt. Meine Arbeiten sind gegenstandslos, weil sie von der Wirklichkeit jenseits des physisch Erfahrbaren künden.“, so Ingeborg zu Schleswig-Holstein.

Dieser Ansatz ist Kernelement ihrer künstlerischen Emanzipation; nach ihrem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg machte sie über Joseph Beuys die Bekanntschaft von Andy Warhol -  und avancierte bald darauf zu seiner Assistentin in der legendären Factory. Doch im Zuge ihrer Entwicklung als eigenständige Künstlerin suchte sie den bewussten Bruch mit der Bildsprache von Pop Art und figurativer Kunst. Die Farbe als autarke Materie, als Medium zur Verdichtung des Augenblicks, als impulsives Barometer für Zufälligkeit, Unbestimmbarkeit und den Aspekt der Unendlichkeit wurde zu ihrem bestimmenden Impetus.

Bei den Crystal Paintings greift die Hamburgerin auf ein ungewöhnliches Ausgangsmaterial zurück: Als Grundierung nutzt sie eine Farbe des österreichischen Kristallunternehmens Swarovski, welche für das Finish von Straßenbelägen fungiert und dort bei Dunkelheit für die nötige Reflexion sorgt. Die silbrig-milchige, mit winzigen Glaspartikeln versehene Farbe steht dabei im spannenden Kontrast zur hochpigmentierten, viskosen Ölfarbe, was in einem virtuosen Spiel aus kalt und warm, transparent und opak, schimmernd und matt gipfelt. Die geheimnisvolle Fremdartigkeit des Swarovski-Materials erweitert die Licht- und Leuchtspektren von Ingeborg zu Schleswig-Holsteins Ölschüttungen nachhaltig – und führt in bislang ungekannte Texturwelten und (Bild)Sprachkosmen. Oder wie die Künstlerin selbst sagt: „Das Bild wird zum Antwortenden, es zeugt von einer Wirklichkeit, die der Künstler vorher nicht besaß. Der Künstler erfindet nicht, er entdeckt.“ Genau dieser Entdeckungsprozess ist es, an dem Ingeborg zu Schleswig-Holstein den Betrachter teilhaben lässt – und ihm das Erkennen vollständig selbst überlässt...

Ingeborg Prinzessin zu Schleswig-Holstein lebt und arbeitet in Hamburg. Dort gestaltete sie den berühmten Bilderzyklus für den Fenstergaden in St. Katharinen. Einzelne Werke von ihr waren bereits 1981 im PS1 (heute MoMA PS1) und später u.a. auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, in Schloss Reinbek und in der Kunsthalle Bielefeld zu sehen. Das Ludwig-Museum im Russischen Museum St. Petersburg widmete ihr 2004 eine umfassende Retrospektive. Interdisziplinäre Projekte führten zur Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern wie dem polnischen Komponisten Augustyn Bloch und dem amerikanischen (Theater)Regisseur Robert „Bob“ Wilson. Anfang der 1980er Jahre lebte sie für einige Zeit in New York, wo sie u.a. als persönliche Assistentin von Andy Warhol in der Factory wirkte. (Yorca Schmidt-Junker)

 


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