Tobias Grewe - SCARS

26. Juni bis 24.August 2022

Die Galerie Martina Kaiser freut sich sehr, gleich zwei Ausstellungen zu eröffnen. So werden die beiden Fotokünstler Thorsten Kern und Tobias Grewe zeitgleich die Räume in der Bismarckstraße bespielen.
 
Beiden Künstlern ist die Fokussierung auf Details und besondere Ausschnitte gemein, die in ihrer extremen Vergrößerung bzw. einer ungewöhnlichen Formatgebung neue Wahrnehmungshorizonte ausschöpfen. Trotz ihres verbindenden Charakters entfalten sie eine ganz eigene ästhetische Aura - weshalb sie bewusst autark kuratiert und ausgestellt sind.

Tobias Grewe fokussiert in „Scars“ die Erosions- und Abnutzungsspuren von Gebäuden. Dabei vermag er es, den Blessuren eine immanente Schönheit und Energie abzutrotzen, die sie weniger als Makel denn als wertvolle Lebensspuren erscheinen lässt. So wie Narben einen Menschen versehen und individuell prägen, geben sie auch Gebäuden eine Identität – und machen sie damit einzigartig. 

Der Künstler verweist hier auf das Diktum, dass Gebäuden eine Seele innewohnt, weil sie genau wie der Mensch den Gesetzen von Zeit und Raum unterliegen. Und somit physische wie metaphysische Erfahrungen machen, die sich in ihr Äußeres wie Inneres brennen. So wie der Mensch die Summe all seiner Geschichten, Erfahrungen und Erlebnisse ist, die zwangsläufig Spuren und Narben hinterlassen, so ist auch Architektur dem Kreislauf des Lebens unterworfen. Und reagiert mit Resilienz und Wehrhaftigkeit, ebenso wie mit Verletzbarkeit und Sensitivität.

Diese „Humanisierung“ von blanker Materie macht Tobias Grewes Arbeiten zu einem herausragenden Seherlebnis, dessen Listigkeit in der extremen Vergrößerung steckt. Denn auf diese Weise wird das vermeintlich Imperfekte, Störende zum Erhabenen erklärt. Und implementiert neue ästhetische Maßstäbe. 
 
Tobias Grewe lebt und arbeitet in Köln. Seine Motive, die vornehmlich der Architektur entnommen sind, findet er auf seinen Reisen rund um den Globus. Er ist seit 2008 als freischaffender Fotokünstler tätig und blickt auf Ausstellungen im RAUM Düsseldorf sowie im Kunstverein Mönchengladbach zurück. Seine Werke sind in zahlreichen internationalen Privatsammlungen vertreten. 

 

Tobias Grewe – Im Bilde

Die Martina Kaiser Galerie freut sich die erste Galerieausstellung mit Werken von Tobias Grewe zu zeigen. IM BILDE verdeutlich den ungewöhnlichen Umgang des Künstlers mit der Fotografie.  Aufnahmen von Architektur setzt Grewe ins Bild. Die Fotografie fängt Realitäten ein, die der Künstler herauslöst und dem Raum anpasst.

In der Ausstellung Im Bilde verweist der Titel zudem auf die Wahrnehmung der Werke durch den Betrachter, der Teil des Bildes wird. Wir befinden uns im Bild – das Bild löst sich auf, verschiebt sich und vertauscht Realitäten. Grewe verbindet in der Schau unterschiedliche Gattungen der Kunst: Fotografie, Film und Malerei. Ihm gelingt es geometrisch abstrakte Malerei durch Aufnahmen von Architektur zu imitieren. In dem Werk RefractionII –Beijing zeigt der Künstler weiße Linien eines Hochhauses kontrastierend zum schwarzen Hintergrund. Wir spiegeln uns auf der Oberfläche des Bildes und können uns im Bild mit den durchziehenden Linien betrachten. Der Mensch taucht im Bild auf und verschwindet in seiner Umgebung. Die Videoarbeit veranschaulicht vergleichbare Formen, die sich öffnen und den Hintergrund auf Menschen freigeben. Diese erscheinen und schließen sich im farbigen Formgefüge ein.

Tobias Grewe entwickelt dynamische malerische Effekte durch die Fotografie. Häufig bezieht er sich dabei auf bekannte Künstler. Vasareley hat in seinen Malereien vibrierende Formen dargestellt. Tobias Grewe hat in der Serie Hommage an Vasarely#1 + 2 ähnelnde Muster auf Gebäuden einfangen können. Welcher Teil von Architektur wird sichtbar? Die Fragmente sind häufig nicht verortbar und erscheinen durch die neue Bildsetzung geheimnisvoll.

Die große Wandarbeit IM BILDE überlagert den gesamten hinteren Raum der Galerie. Raum und Perspektive werden vorgetäuscht. Deutlich wird hier wie Farbe großflächig wirken kann. Die gelbe Farbe besteht aus einer Wandtapete und Fotografie. Das Bild löst sich in verschiedenen Schichten auf. Partiell erscheint es zerstückelt durch die gerahmte Fotografie Not so minimal #5 + 6, die zur Wand überleitet und in der Malerei endet. Grewe splittet die geometrische Form auf mit unterschiedlichen Techniken und der Betrachter hat die Möglichkeit divergent in das Bild einzutauchen. Dabei fügt der Künstler den Galerieraum mit seiner Säule in das Bild ein.

Flirrende Effekte der Op Art erzielt Tobias Grewe in der Aufnahme eines Hochhauses in Utrecht. Die bunte Pixelfassade scheint in zwei Richtungen zu kippen. Der Blick des Künstlers erkennt die farbigen Flächen und fügt sie Im Bilde zu einer neuen Komposition. Der Ursprung der Realität löst sich auf und erweitert das Interpretationsfeld.

Grewe manipuliert seine Bilder nicht digital, sondern entnimmt sie aus seinem Umfeld. Die Oberflächen von Häusern erscheinen wie Pinselstriche in ihrer Geometrie. Tobias Grewe der malerische Fotograf verbindet die Ebenen der Kunst. Fragmente von Architektur, die an Hard Edge Malerei erinnern und mit der Wahrnehmung spielen. IM BILDE sind die Motive in neuer Konstellation, die sich mit dem Betrachter aus verschiedenen Perspektiven komplementieren.

Wilko Austermann


Bismarckstrasse 50
50672 Köln
mk@galeriemartinakaiser.de
0178 78 33 990

Di - Fr 13.00 - 18.00
Sa   12.00 - 16.00 unV.

 

Bismarckstrasse 50

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